Das leerstehende Rheinbahndepot in der Erkratherstraße wurde dem gemeinnützigen Verein „Die Werkstatt e.V“ als expansionsfähiger Ersatz für die bis dato angemieteten Räume angeboten. Dieser Verein betreibt seit einigen Jahrzehnten die Pflege der Tanzkulturen der dritten Welt und die Präsentation zeitgenössischer internationaler Tanzpoduktionen.
Mit seinen zwei unterschiedlich großen Hallen bot dieses Gebäude eine ideale Struktur: Die kleinere Halle für den Tanz der dritten Welt und dessen Vermittlung an Laien; Die große Halle für das Tanztheater, für die zugehörige Studiobühne und für das Produktionsstudio.
Die Eingriffe in die bestehende Substanz sind in Anlehnung an die anspruchsvolle Denkmalpflege laienplausibel und in Konstruktionen unserer Zeit vorzunehmen. Die Erscheinungsform des Neuen führt die Sprache der „Rohbauästhetik“ des Bestandes fort. Die Porösität dieser Oberflächen hat nebenbei 70% der notwendigen Schallschluckflächen erübrigt.
In den vorderen Hallenteilen, in denen links das Bistro, in der Mitte der Haupteingang, und rechts das Foyer liegen, werden die alten Raumdimensionen beibehalten, gleichsam „zur Schau gestellt“, so dass die Eingriffe nicht nur an der Form, sondern auch im sukzessiven Begehen erlebt werden.
Die fünf Tanzstudios hinter dem Bistro werden durch eine innere Strasse erschlossen. Da sie die volle Raumhöhe des Bestandes nicht brauchen, sind sie als Haus-im Haus auf drei Meter Höhe gläsern gedeckelt, um das Innenraumvolumen zu reduzieren.
In der großen Halle liegt hinter dem Foyer der große Saal, der die vorhandene Höhe voll ausnützt: Zum Verständnis einer Choreografie gehört der Blick von oben auf die Scenenfläche; deshalb ist die Bestuhlung in der maximal zulässigen Steigungskurve angeordnet. Ein Blick in den Saal von oben zeigt: Es gibt nur gute Plätze! Am hinteren Giebel der großen Halle liegen das Produktionsstudio und die Studiobühne, je zur halben Hallenbreite.
Die gesamte Eingangsfassade ist nach den Bombenschäden als strenges, liegendes Rechteck neu errichtet worden. Die hierin vorhandenen Maueröffnungen wurden in serieller Teilung neu verglast. Vor dem Haupteingang steht ein fassadengroßes Portal aus Doppel-T-Profilen als Wegweiser; hier werden vor wichtigen Events Infosegel eingespannt.
Fotos: Jochen Boskamp
Baujahr: 1996 Auszeichnung: Auszeichnung Vorbildlicher Bauten in Nordrhein-Westfalen 2000 (Land NRW/Architektenkammer NRW)
Jochen Boskamp
Adresse: Erkratherstr. 30 40233 Düsseldorf
Restaurant im tanzhaus nrw, Capitol Theater